Medusien by Martin Klein

Medusien by Martin Klein

Autor:Martin Klein [Klein, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: kinder
ISBN: 9783864292071
Herausgeber: Tulipan Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Entschuldigung

Die Mittagspause begann wieder mit den eigenwilligen Ausdünstungen von Seetang, Fisch und Käsecrackern. Sie störten Nick aber nicht mehr so sehr wie am ersten Tag.

Okapis Imbiss bestand aus Würzwurz im Teigmantel. Es handelte sich um gurkenähnliche Dinger mit knusprigen Hüllen, die wie zusammengerollte Pfannkuchen aussahen. Das sah schmackhaft aus und Nick probierte davon. Der Teig schmeckte ziemlich gut, und deshalb störte es nicht sehr, dass der Geschmack der Würzwurzgurken an unreifen Rhabarber mit Pfefferspray erinnerte.

Auf dem Hof war Okapi mit dem Katzenmädchen Felida und der giraffenähnlichen Savanne verabredet.

»Wir verbringen die Pausen fast immer zusammen«, sagte Okapi. »Und reden über dies und das.« Nach einer Pause fügte sie zögernd hinzu: »Du kannst dabei sein.«

»Nett von euch.« Nick lächelte. »Aber ich bin schon mit Castor verabredet.«

Das stimmte zwar nicht ganz, aber es war auch nicht gelogen. Nick setzte einfach darauf, dass der Biberjunge bereit war, die Hofpause mit ihm zu verbringen. Drei Mädchen waren ein bisschen zu viel weibliche Gesellschaft auf einmal.

»Na klar. Das versteh ich. Ein Sumsum Universum ist natürlich interessanter als wir.«

Okapi spottete zwar ein wenig, aber sie wirkte zugleich erleichtert. Sie wusste ebenso gut wie Nick, dass Gespräche mit Freundinnen ganz anders verlaufen, wenn ein Junge dabeisteht.

Zum Glück täuschte Nick sich, was Castor anging, nicht. Der Biberjunge wartete schon mit gezücktem Smartphone. Er brannte darauf, Nick einige Menüfunktionen vorzuführen und eine neue Spiele-Applikation zu zeigen. Sie schlenderten zusammen über den Hof, und sobald sie die massigen Köpfe von Kante und Pranke und den flachen Schädel von Kaiman entdeckten, machten sie einen weiten Bogen. Vor allem Nick hatte keine Lust, den dreien zu begegnen. Er fürchtete sich zwar nicht, aber es war angenehmer, die Pause ohne diese Typen zu verbringen.

Castors Spiele-Neuerwerbung auf dem Sumsum war für Nick eine kleine Enttäuschung. Es war ein mathematisches Spiel und interessierte ihn überhaupt nicht. Außerdem machte es ihn zunehmend nervös, wie lange Castor für jede Eingabe brauchte, und Nicks Finger kribbelten bei dem Gedanken, dem Biberjungen das Sumsum aus den ungelenken Händen zu winden. Castor drehte sich unwillkürlich weg.

»Wie sieht᾽s mit Hartkeks gegen Tortenzombies aus?«, fragte Nick. »Läuft das auf dem Sumsum?«

»Weiß nicht genau. Ich hab᾽s ein paarmal versucht, aber bisher hab ich keine Version gefunden, die ordentlich läuft.«

»Lass mich mal. Ich krieg das schon hin.«

Wieder griff Nick nach dem Smartphone und wieder zog Castor es zurück. Er begann verlegen an seinem Hemdkragen zu nagen.

»Nichts für ungut, Nick, aber ich geb mein Sumsum nicht gern aus der Hand. Wenn was damit schiefläuft, hab ich das Problem.« Castor zog bedauernd die Schultern hoch und biss mit den Biberzähnen auf seine Unterlippe.

»Was soll schieflaufen?«

»Weiß nicht genau. Systemabsturz oder so. Totale Blockade, nichts geht mehr, und so weiter. Was weiß ich. Das hab ich alles schon erlebt.«

»Keine Angst, ich kenn mich aus«, sagte Nick. Es klang etwas beleidigt und er fügte hinzu: »Aber ich versteh dich.«

»Gut.« Castor nickte. »Ich überlass es dir noch, versprochen. Ich brauch nur ein bisschen Gewöhnungszeit. Wenn wir erst eine Nacht zusammen durchgespielt haben, so lange, bis wir jeden Bildschirm doppelt sehen, ergibt sich das wie von selbst.



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